Glücklicherweise gibt es Naturkatastrophen. So bekommen wir nicht mit, wie die Diskussionen um das militärische Eingreifen in Lybien laufen, brauchen nicht über den Bahnstreik nachzudenken oder darüber, wie die nächste Tankrechnung zu bezahlen ist.
Im Mittelpunkt steht das Leid der japanischen Bevölkerung. Natürlich ist auch zu beachten, wie stark die wirtschaftlichen Einbußen der japanischen Konzerne sein werden.
Es ist zutiefst bedauerlich, wenn Menschen dabei zu Schaden kommen oder gar ihr Leben verlieren, ebenso bedauerlich, wie die über fünfzehntausend Hungertoten täglich. Ebenso bedauerlich wie die über eine halbe Million toten Menschen im oder in Folge des Irak-Krieges. Die Toten und die Verstrahlten und die Hungernden bekommen wir in den Nachrichten selten zu sehen. Da müssen wir uns schon einen mittleren Oskar-prämierten Reißer im Fernsehen ansehen.
Es sieht ziemlich lustig aus, wenn Schiffe, Autos und Häuser friedlich nebeneinander übers Land treiben. Die Explosion des Reaktorgebäudes ist ganz weit aus der Ferne aufgenommen und Japan ist ja sowieso auf der anderen Seite der Erdkugel. Ob uns sowas passieren kann? Sicher werden keine Schiffe und Autos gemeinsam durch Berlins Straßen treiben, dazu ist diese Stadt doch zu weit vom Meer entfernt. Aber ein explodierender Atommeiler am Rhein oder Neckar, das ist vorstellbar. Dazu braucht es nicht einmal eine handfeste Naturkatastrophe. Es reicht aus, wenn die vollkommen überalterten Anlagen weiter so und noch eine Weile betrieben werden.
Die EU hat gerade das Eingreifen europäischer Truppen in Lybien beschlossen. Die NATO ebenso. Noch steht der Weltsicherheitsrat der UNO davor, aber von dem eine Lizenz zum töten zu bekommen ist ja wohl nur eine Frage der Zeit. Und man will es sich nicht mit der AL(Arabischen Liga) und AU (Afrikanische Union) verscherzen. Sollten die nicht zustimmen, dann wird nichts mit dem Europäischen Eingreifen in Afrika. Bleibt abzuwarten wie stark die Führer der arabischen Staaten von ihren Völkern bedrängt werden. Wenn der Machtwechsel bedrohlich wird, dann werden sie auch das Eingreifen der westlichen (nördlichen) Militärs zulassen.
Die Benzinpreise steigen weiter. Dabei müssten sie fallen. Es gibt ja wieder mehr Öl. Jedenfalls für die, die gerade keine Erdbeben-Tsunami-Katastrophe haben. Eine große Nation, eine große Wirtschaftsnation liegt am Boden. Sie werden in der nächsten Zeit wesentlich weniger Öl verbrauchen. Sie können es weder transportieren (Pipelines defekt), noch verarbeiten (Raffinerien arbeiten nicht mehr) noch verbrennen (Straßen kaputt, alles geht zu Fuß). Bleibt abzuwarten ob die Spieler an der Börse auch ihr Erdbeben fabrizieren.
Die Fernsehsender haben ihre Sondersendungen. Die Zeitungen haben ihre Schlagzeilen. Wir haben die Benzinpreise und den Bahnstreik.
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