Freiheit und Anarchie

Freiheit! Wo gibt es die? Kann man so etwas kaufen? Wie sind die Ladenöffnungszeiten?

Machen sie sich obenrum frei, sagt der Doktor.

„Die Gedanken sind frei“,  sage ich, „sonst nichts.“

Andauernd verkaufen sie uns Freiheit und Demokratie. Es ist wie ein Ausverkauf. Es ist jetzt 25 Jahre her, da waren die Plätze voller Volk. Wir waren das Volk. Damals noch, ich ja nicht. Aber mit „Demokratie jetzt!“ und „Demokratischer Aufbruch“ bekam das „Volk“ das Wort. Am „Runden Tisch“.  Doch nur dort und nur solange die „stalinistischen“ Strukturen des real existierenden Sozialismus noch nicht vollständig zerschlagen waren. Demokratie sollte es erst geben, wenn aus Volkseigentum, auch dem planwirtschaflich bezahlbaren  Wohnraum, endlich die marktwirtschaftlich verwalteten „blühende Landschaften“  entstanden wären.

Statt des abenteuerlich individuellen Urlaubes an der bulgarischen Küste machen wir den bezahlbaren Urlaub in einer Einheits-Bettenburg auf Mallorca. Bald auch das nicht mehr, denn dann sind wir frei, selbst von der Arbeit, und genießen unser Dasein als Rentner, sozial behütet und gestützt durch die wärmende Obhut des sozialen Staates und seiner Unternehmen, denen wir jahrzehntelang  all unsere Kraft gewidmet haben. Endlich haben sie Gelegenheit uns ihre Dankbarkeit für alle unsere Mühe zu zeigen.

Freiheit und Demokratie für alle. Und Brot. Vielleicht auch Kuchen, wenn nicht genug Brot da ist.

Was ist Freiheit? Wir können doch eigentlich nur sagen, was sie nicht ist: Nicht Einschränkung, nicht Einengung, nicht Bevormundung, nicht Unterdrückung,…. Am Anfang der Freiheit steht die Befreiung. Sich frei machen von der Unterjochung, von der Bedrückung, von Bevormundung. Ich darf gar nicht an die vielen Verkehrsschilder denken. Ein Horror für den freien Autofahrer.

Arbeit macht frei, das habe ich irgendwo gelesen und haben sich da nicht welche ans Werk gemacht und die in Eisen geschmiedete Arbeit entwendet?

Wir müssen den Zwang abschütteln. Jeglichen Zwang, auch den der Demokratie.

Freiheitliche Demokratie, da beißen sich ja schon die Worte.  Demokratie beschreibt eine Herrschaftsstruktur, während die Freiheit ja grenzenlos ist, also ohne jede Herrschaft auskommt.  Ach ja: Demokratie beschreibt natürlich eine Herrschaftsstruktur, ähnlich wie die Diktatur, was natürlich, gottseidank, noch einen Unterschied hat, zwischen der  Demokratie und der Diktatur.

Das was uns heute einengt, das ist nicht die Herrschaft eines Diktators. Jeder kann seine Meinung frei zum Besten geben, wo immer er gerade ist. Aber er ist frei von der Mehrheit der potentiellen Zuhörer oder die Zuhörer sind frei von jedem Verständnis für seine Worte. Wobei natürlich jedem Zuhörer frei steht, zuzuhören oder auch frei von Verständnis und Verstand zu sein.

Jeder kann seinen Aufenthaltsort frei wählen. Es sei denn er hat gerade die Redlichkeit der Banken in Frage gestellt. Und er muss natürlich in Europa geboren sein, denn von Afrika herüber zu kommen braucht es Boot und Geld.  Aber das ist ein anderes Thema, denn Freiheit und Demokratie sind nur für den Westen tauglich. Wohin Freiheit und Demokratie führen, wenn versucht wird sie in den Osten oder in den Süden zu bringen, ist ja deutlich zu sehen: Syrien, Mali, Afghanistan, Libyen, überall Chaos, Tod, Vertreibung.  Russland und China – böse Diktaturen.

Anarchie lehnt die Herrschaft des Menschen über den Menschen ab.  Anarchie wollen wir. Das ist die wahre Freiheit. An einigen Stellen wird schon geübt. Auf der Autobahn auf jeden Fall. Und in der Ukraine. Und  in den Konzernen gibt es nur noch flache Strukturen, der Chef gibt keine Anweisungen mehr sondern lässt den Mitarbeiter selbst entscheiden, wann er zur Arbeit kommt und was er macht, Hauptsache er schafft seine Arbeit und wenn möglich noch vor der Zeit in hoher Qualität.

Anarchie auch bei der telekom. Trotz bestehender Gesetzte verkauft sie Daten und zwingt Kunden zur Online-Rechnung.

Auch an den Tankstellen sollten wir es tun. Freie Preise für freie Bürger.


Kommentare

Eine Antwort zu „Freiheit und Anarchie“

  1. Freiheit, ein starkes Wort.
    Die Benennung der Freiheit ist wohl einer der komplexesten Begriffe mit den stärksten Wechselwirkungen zum Individuum an sich oder mit der geringsten Relevanz zum eigenen Handeln und Sinnen.
    Vielleicht dauern deshalb die Diskussionen zur Freiheit seit Jahrhunderten an.

    Gibt es Freiheit?
    Freiheit ist eine Marke, die uns gern von Politik und Wirtschaft verkauft wird, um Macht oder Profit zu sichern.
    Freiheit ist ein Trugbild, dass wir uns einreden, um nicht durchzudrehen.
    Nein, Freiheit existiert in der Realität nicht.
    Ein kleines Beispiel.
    Essen und Trinken sind Bedürfnisse des Überlebens und beruhen nicht auf einer bewussten freien Entscheidung.
    Besteht die Freiheit in dem was wir zu uns nehmen? Nein, in keinster Weise. Die Art der Nahrung richtet sich zum einen nach dem, was der Körper verlangt und zum anderen nach dem, was uns schmeckt. Dazu kommt der Zwang, was möglich ist (finanziell zu erwerben oder auch durch Diebstahl). Der Körper verlangt nach dem Besten, um seine Reserven zu füllen und was schmeckt liegt nicht in unserem Ermessen, sondern ist in unser Wesen einprogrammiert.

    Immanuel Kant prägte den Begriff der praktischen Freiheit.
    „Die praktische Freiheit kann durch Erfahrung bewiesen werden. Denn, nicht bloß das, was reizt … bestimmt die menschliche Willkür, sondern wir haben ein Vermögen … die Eindrücke auf unser sinnliches Begehrungsvermögen zu überwinden; diese Überlegungen … beruhen auf der Vernunft. Diese gibt daher auch Gesetze, welche Imperative, diet item objektive Gesetze der Freiheit sind, und welche sagen, was geschehen soll, ob es gleich vielleicht nie geschieht, und sich darin von Naturgesetzen, die nur von dem handeln, was geschieht, unterscheiden, weshalb sie auch praktische Gesetze genannt werden.“
    (Kritik der reinen Vernunft, B 830)
    Die Praktische Freiheit besteht also in der Überwindung des Begehrens, in der inneren Einstellung des vernunftbegabten Wesens und dessen Handeln.
    Die Abhängigkeit zu seiner Definition der transzendentalen Freiheit löst Kant durch die Annahme auf, dass nur die praktische Freiheit in der Realität von Belang ist.

    Letztendlich streben wir nach dem Gefühl von Freiheit.
    Ein sich unfrei fühlender Mensch wird versuchen das Gefühl des Fehlens von Freiheit zu überwinden. Die Lösungen zu diesem Problem sind vielfältig. Pilgerwege, Weltumseglungen, materieller Besitz, Erstellen von Kommentaren und Blogeinträgen, Hobbys aller Art gehören genauso dazu wie Alkohol und Drogen, um das Nicht-Gefühl der Freiheit zu betäuben und damit ein Stück mehr Freiheitsgefühl zu erlangen.
    In unserer Gesellschaft ist die Unterjochung durch die Arbeit und die darüber stehenden Unternehmen und deren ökonomische Strukturen zur Erlangung des größtmöglichen Besitzes die salonfähigste Definition und Lösung des Problems des fehlenden Freiheitsgefühls.
    Das Schlimmste an dieser Unterjochungslösung ist, dass durch Politik und Ökonomie diese zur einzig heilbringenden erhoben wird, weil sie diejeniege ist, welche die eigenen Macht- und Profitbedürfnisse und somit auch das eigene Streben nach dem Freiheitsgefühl am Besten befriedigt.
    Alle diejeniegen, die der Unterjochungsforderung nicht nachkommen können oder wollen, werden zu Ausgegrenzten mit gesellschaftlich niedrigem Status. So haben die Unterjochten wenigstens auch welche, über die sie sich selbst erhöhen können, um ihr Gefühl der Freiheit von gesellschaftlicher Ausgrenzung mit wohliger Wärme zu füllen.

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