Nur noch wenige Tage, dann findet nach Auffassung einiger interessierter und informierter Mitmenschen das Ende der Welt statt. Der Maya-Kalender endet. Allerdings sind die Auffassungen zum Ende sehr verschieden. Auch ist die Frage, ob das Ende eines Kalenders auch das Ende der Welt bedeutet, nicht geklärt.
Vielleicht konnten sich die alten Völker nicht vorstellen, dass die Entwicklung der Menschheit über dieses Datum hinaus anhalten könnte. Es sind ja schon andere Arten ausgestorben, warum soll es der Art Mensch anders gehen? Bekannt sind vornehmlich die Dinosaurier als ausgestorbene Arten, aber jährlich sterben Tierarten auf diesem Planeten aus, die uns lieb und teuer sind. Auch nahe Verwandte, Arten der Menschenaffen sind akut bedroht.
Das ist der Gang der Dinge. Die Lebensräume ändern sich, Es wird Wärmer oder kälter, Pflanzen wachen nicht mehr, die die Ernährungsgrundlage für eine Art bildeten und schon muss sich die Art in andere Lebensräume zurückziehen oder ihre gesamte Lebensweise umstellen oder ebne: Aussterben.
Das Ende der Welt bezieht sich beim Maya-Kalender nicht unbedingt auf das Ende der gesamten materiellen Welt, auch gibt es dort eine Neugeburt der materiellen Welt, aber die Menschen, die sind in der Wiedergeburt zunächst nicht erwähnt.
In der Tat ist es ja so: Wir, also die Menschen, diese evolutionär erfolgreiche Art, wenn wir von diesem Planeten verschwinden, wird es den Planeten, die Wälder und Meere, wenig bis gar nicht berühren. Die Sonne wird sich einen Dreck darum kümmern und auch steht das Schicksal der heimatlichen Milchstraße nicht auf dem Spiel, wenn die Menschheit sich für immer verabschiedet. Wir sind eine von hunderttausend Arten von Leben auf einem von Millionen Planeten in dieser Milchstraße, die von Abermillionen Lichtstraßen umgeben ist. Wir, die Menschen sind vielleicht eine hochintelligente Art, Aber Intelligenz, soweit wir sie uns nicht sowieso nur einbilden, zählt nicht die Bohne, wenn zwei Sonnen zusammenstoßen oder eine Lawine den Berg herunterrollt und ein Dutzend Häuser begräbt oder das Hochwasser, die Sintflut alle Äcker unbebaubar macht oder die freigesetzte Kraft des Atoms alle Pflanzen und Tiere unfruchtbar macht.
Vielleicht wird in einigen Millionen Jahren wieder einmal eine Art aus dem Tierreich aufsteigen die höhere Denkleistungen entwickelt hat, als Möglichkeit sich im evolutionären Kampf der Arten eine Weile zu behaupten.
Bis sie sich dann wieder durch Vernichtung und Entzug der eigenen Lebensgrundlage, also die Verschmutzung der Luft, des Wassers, des Bodens, durch Veränderung des Klimas oder der Genetik der Pflanzen und Tiere, die als Nahrungsgrundlage dienen, selbst vernichten.
Warten wir es ab. Einige sind sich sicher, dass der 21.Dezember der Stichtag ist. Darauf sollte man sich allerdings nicht allzusehr verlassen und die Weihnachtsgeschenke trotzdem kaufen. Das ausgegebene Geld braucht man selbst bei einem stattfindenden Weltuntergang nicht bedauern, denn es würde auch dann nichts mehr wert sein.
Andere sehen den Weltuntergang nicht genau auf dieses Datum festgelegt sondern meinen das langanhaltende und merkliche, aber langsame Dahinscheiden der menschlichen Gesellschaft. Einerseits wird die Vernichtung durch den Klimawandel angenommen, andere sehen den kulturellen Untergang der Menschheit.
Wenn wir den Ergüssen der westeuropäischen und nordamerikanischen Kulturindustrie glauben, dann ist es auch bald soweit. Die Weltuntergangsszenarien in Film und Buch, in Computerspielen und Musikproduktionen. häufen sich. Keine Woche vergeht, in der nicht wenigstens im Film ein Asteroid auf die Erde stürzt.
Die Gefahr in Filmen kommt entweder aus dem Weltall in Form von hässlichen Phantasien angesehener Regisseure, oder in Form von Strahlen oder Gesteinen, die grösser sind als was zu verkraften wäre. Oder sie kommen aus der Erde selbst, die Erfüllung der vorausgesagten Klimakatastrophe, selbstgefällige Experimente von selbstgefälligen Wissenschaftlern, die sich global auswirken, meist im Namen von Militärs, aber mindestens von Industriegiganten und anderen Diktatoren, oder es kommt aus der Erde selbst: Vulkane Magnetfeld oder dergleichen, weil man keinem die Schuld in die Schuhe schieben will.
Die Gefahr in Computerspielen sind wir selbst. Alles wird erschossen, vernichtet, nur der überlebt virtuell, der sich gegen ausnahmslos alle anderen durchsetzt, der Wolf im Menschen, der Urtrieb, der uns angeblich immer noch und ewig beherrscht, als ob wir keine kulturelle Entwicklung hinter uns haben, jeder gegen jeden, zurück zum Tier im Mann. Die Kids in den Kinderzimmern bereiten sich auf den ultimativen Endkampf um die ausschließlich eigene Existenz vor. Gestattet wird noch der Kampf im Team gegen die terroristisch veranlagten Nachbarn und zukünftige Angstgegner, wie die aufstrebenden Nationen und natürlich Aliens, die den Untergang der bekannten Welt heraufbeschwören.
Die Kids dürfen den Krieg proben. Sie dürfen üben für den Einsatz an der Drohnenlenkung in künftigen Konflikten. Spielen ist die Probe für das Leben. Die Szenarien des Lebens werden durchgespielt, bevor sie in der wirklichen Welt gemeistert werden müssen. Spielen ist nicht die Rücknahme oder Herausnahme von Konflikten aus der Wirklichkeit, um sie auf ungefährlichem Terrain auszutragen, auf dem keiner ernsthaft zu Schaden kommen kann. Es ist auch kein Abreagieren der Gefühle, der Aggressionen, um sie nicht in der wirklichen Welt austragen zu müssen, sondern es ist die Probe, das ausprobieren, das gefahrlose probieren der Grenzen und Möglichkeiten für den Einzelnen, das Schulen der Fähigkeiten, der Reaktionen, der Reaktionsmöglichkeiten für den einzelnen, der die erworbenen Fähigkeiten, nicht nur die motorischen, sondern auch die emotionalen, nachher in die Welt hinausträgt. Es dient dem Erhalt der Aggressionsfähigkeit und ist damit ein Rückschritt in die Barbarei und ein Schritt hin zum Untergang der Menschheit in Atomkrieg und Elend.
Über allem schwebt die Untergangsstimmung. In allen Szenarien geht es um den Untergang der bekannten westlichen Welt. Es geht um nichts geringeres als den Untergang der westlichen Zivilisation..
Auch die übrige Kultur ist nicht weit weg von den Untergangsszenarien. Überall ist der Kampf um die eigene Existenz, um die Erhaltung des persönlichen gegenwärtigen Status in dieser Welt, um die Erhaltung der Lebensideale und die Erhaltung des Gleichgewichtes zwischen Freiheit und Freiheit .
Ursachen werden nicht benannt. Die Terroristen, oder besser, die nicht in dieser, unser schönen freiheitlich demokratischen Marktordnung lebenden sind böse, generell und überall, alles Fremde ist böse, alle, die etwas anderes wollen, als diese, uns gegebene Welt wollen, oder auch nur etwas anderes träumen, sind böse. Und sie wollen den Untergang der Welt.
Wir steuern auf das Ende der Kultur zu.
Die „Financial Times Deutschland“ nannte ihre letzte Print-Ausgabe dieser Tage „Final times“. Die Zeitung sieht sich als Verlierer im Kampf um die Existenz. Sie spielte nicht auf den Untergang der gesamten bekannten Welt an. Und ein Blick in die Regale der Zeitungsläden lässt auch den Weltuntergang nicht so nahe vermuten. Den Untergang der Kultur schon eher.
Man sollte ja froh sein, dass es noch Leute gibt, die lesen können und das auch tun. Aber eigentlich müchte man die Zeitschriften und Zeitungen eher aus den Regalen reißen oder sich davor stellen und brüllen: Das dürft ihr nicht lesen! Das beschleunigt die Verblödung. Im Namen der abendländischen Kultur: Lest das nicht !
Nicht, dass seichte Literatur, auch in Form von Zeitschriften, generell zu verdammen wäre, nein, aber doch nicht ausschließlich! Selbst wenn sich der interessierte und gebildete Leser eine Zeitschrift aus dem Regal nimmt, die einen wissenschaftlichen Anspruch vermuten lässt, wenigstens aber Informationen verspricht, die über die Frisur von Kate hinausgehen, läuft er in Gefahr nicht über die Ebene seichter Unterhaltung hinauszukommen. In einer Zeitschrift, die sich den den Schein einer Wissenschaftlichkeit verleiht, in dem sie „Wissenschaft“ im Namen führt kam dieser Tage ein bekannter Comedien zu Wort.
Nichts gegen den Herrn von Hirschhausen. Auf der Comedy-Bühne macht er sich sehr gut. Er unterhält ein mittelmäßiges Publikum eine ganze Weile und immer wieder halbwegs intelligent. Aber in einer Zeitschrift, die sich wissenschaftlich gibt und auch den entsprechen Preis hat und schon durch den Preis das bildungsferne Publikum eher vom Kaufen abhält, in so einer Zeitung hinterlassen die Ausführungen des Herrn von Hirschhausen eher einen lächerlichen Eindruck. Dabei ist weniger der Autor als eher die Macher der Zeitschrift zu bemitleiden. Durch diesen Artikel sind die Macher disqualifiziert. Die Seiten der Zeitschriften, egal welche, sind sowieso schon zu fünfzig Prozent mit Werbung bedruckt. Jetzt aber ist es bewiesen: Auch dem Rest der Artikel darf nicht getraut werden.
Warten wir es ab. Wenn am 21. Dezember des Jahres der Weltuntergang nicht stattfinden sollte, dann können wir ja noch einmal über die Entwicklung der menschlichen Kultur nachdenken. Der Plan muss überarbeitet werden.
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