Viele ahnen schon, dass die Welt nicht so einfach ist, wie sie in den „Leitmedien“ dargestellt wird. Aber es ist einfacher, sie einfach zu lassen, diese Welt.
Gegenwärtig ist das Thema Korea in den Medien. Dort herrscht die Formel: Nordkorea = Kim Jong-un = BÖSE und Südkorea = Demokratie= GUT.
Es droht ein Krieg um und in Korea. Ab 25.April, wenn der verirrte amerikanische Flugzeugträgerverband im Japanischen Meer eintrifft, kann es losgehen. In diesem Umfeld habe ich mich für den Koreakrieg 1950/51 interessiert.
Hier lässt sich sehr gut nachvollziehen, wie in den Medien mit Geschichte und Gegenwart umgegangen wird. Auf den ersten 8 Seiten der „Google“ – Suche ist kein Betrag zu finden, der die Geschichte nicht verdreht oder unvollständig oder falsch wiedergibt und so mindestens den Eindruck erweckt und stützt, das nordkoreanische Regime und Russland wären Schuld an dem gegenwärtigen Status der Region und der Teilung des Landes. Auch durch die verbreiteten Schulbücher wird diese Darstellung zur gängigen Geschichtsschreibung.
Deshalb an dieser Stelle eine kurze Geschichte Koreas aus meiner Sicht mit den oft nicht genannten Fakten und Richtigstellungen zu den verbreiteten „Fakten“. Ich habe hier keine Verweise oder Quellenangaben angebracht. Wer interessiert ist und tief genug gräbt, wird die Informationen unter dem Haufen der „angepassten“ Meldungen und Betrachtungen finden und nachprüfen können.
Korea bis 1945
Korea war schon vor Beginn des 20. Jahrhunderts oft Spielball der sie umgebenden Mächte. China hatte es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wechselweise als Vasallenstaat oder als Protektorat beherrscht. Mit dem Erstarken Japans und der damit verbundenen aggressiven Expansion auf das Festland verdrängte Japan China als Kolonialherr über Korea. Das Kaiserreich Korea wurde Protektorat Japans und nach 1910 Kolonie.
Zum besseren Verständnis sei hier noch erwähnt, wie es in der Umgebung Koreas, in der angrenzenden Mandschurei, eigentlich von China beansprucht, ausgesehen hat.
Japan hatte sich (kriegerisch) auf dem Festland gegen China und auch gegen das expandierende Kaiserreich Russland durchgesetzt. Im Russisch-Japanischem Krieg 1904/05 wurde die, in etwa heute noch gültige, Grenze zwischen Russland und der Mandschurei gezogen. Die südliche Mandschurei war japanisch besetzt, der nördliche Teil russisches Territorium. Im Jahre 1938 gab es einen weiteren Krieg um die Mandschurei, als das Kaiserreich Japan versuchte der 1921 gegründeten, vermeintlich schwache Sowjetunion ein weiteres Teil der Mandschurei zu entreißen. Aber die Grenzziehung änderte sich nicht. Das hielt sich so bis zum Eintritt der UdSSR in den Krieg gegen Japan, dem letzten Kapitel des 2. Weltkrieges.
Korea 1945
Am 8. August 1945 marschierte die Rote Armee der Sowjetunion nach einer Kriegserklärung in die Mandschurei ein. Das war von den Alliierten (USA, UdSSR, Groß Britannien) auf der Konferenz von Jalta (Februar 1945) so beschlossen worden. Der Feldzug führte zur Vernichtung der japanischen Truppen in der Mandschurei und der Besetzung dieser Gebiete durch die Rote Armee. Der sowjetische Vormarsch endete auf Grund von Nachschubschwierigkeiten an der heutigen Landesgrenze Koreas zu China, am Yalu-Fluss. Es gab auf Korea nur drei Landungsoperationen der sowjetischen Streitkräfte.
Entsprechend den Vereinbarungen der Alliierten in Jalta wird die koreanische Halbinsel in zwei Besatzungszonen geteilt. Nördlich des 38. Breitengrades ist Sowjetisches Besatzungsgebiet, südlich davon sind die Amerikaner die Besatzer. Offiziell sind auch die Engländer und Chinesen „Treuhänder“ des „verwalteten Territoriums“ bis zur Unabhängigkeit. Die Alliierten hatten auf der Konferenz von Jalta beschlossen, dass Korea ein vereinigtes, unabhängiges Land unter einer gewählten Regierung werden sollte, legten jedoch keine Details fest.
Im Süden regiert zunächst, wie im Norden, eine Militärverwaltung der Besatzer. Im Norden wird die Übergabe der Verwaltung an einheimische Kräfte vorangetrieben. Es bildet sich, natürlich mit Unterstützung der Sowjetunion, ein „Provisorisches Volkskomitee“.
Im Norden wurden die japanischen Kriegsverbrecher und Kollaborateure aus den Ämtern gejagt. Im Süden ist dieses Vorgehen nicht ganz so strikt, sie wird von der Besatzungsmacht gebremst. Die politischen Gruppierungen, die sich im ganzen Land bildeten, haben vorrangig das Ziel die japanische Vorherrschaft in Ämtern und Verwaltungen und auch in der Wirtschaft zu beenden und ein einheitliches Korea zu schaffen. In ganz Korea werden die Ländereien der Großgrundbesitzer besetzt und die Fabriken, deren Besitzer (meist Japaner) geflohen waren, werden durch Arbeiterräte übernommen.
Die Beibehaltung der Teilung Koreas am 38. Breitengrad wäre den Besatzungsmächten USA und Sowjetunion recht, weil so jeder Macht über den besetzten Teil behält. Die einheimische politische Landschaft aber entwickelt sich anders und zwar vor allem gegen die Interessen der USA. Diese hätte natürlich gerne ein Land nach westlichen Demokratievorstellungen. Auf keinen Fall aber ein kommunistisch oder sozialistisch regiertes Land. Die Kommunisten und Sozialisten, die anti-kapitalistischen und nationalen Kräfte aber führen die politische Bewegung in Nord und Süd an. Es droht die Übernahme der Macht durch „undemokratische“ Kräfte. Die USA proklamierte daraufhin für den Süden die USAMGIK („United States Army Military Government in Korea“)
Die USA etabliert im Süden eine Marionette. Rhee Syng-Man war 1919 war er zum Präsidenten der selbsternannten „provisorischen Regierung Koreas im Exil“ gewählt worden. Er lebte bis 1945 auf Hawaii, also in den USA. Rhee Syng-Man wird an die Spitze einer Abspaltung der konservativen Partei gestellt und von der USA protegiert.
Wahlen
Im Vorfeld der Wahlen kam es im ganzen Korea zu Demonstrationen, Generalstreiks bis hin zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die Koreaner in Nord und Süd wollten separate Wahlen im Süden verhindern. Getrennte Wahlen für Nord und Süd waren vorher von der USA in der UNO vorgeschlagen worden. Dabei sollte die Anzahl der Bevölkerung in den Landesteilen auch über die Sitze im Parlament entscheiden. Der Süden hätte mit seiner doppelt so großen Bevölkerung die weitere Ausrichtung der Politik des Landes in jedem Falle bestimmt. Allerdings hatte die USA im Süden schon dafür gesorgt, dass die ihnen genehmen Kräfte auch die Wahl gewinnen würden. Im Vorfeld waren kommunistisch und sozialistisch orientierte politische Gruppierungen verboten worden.
Die erste Verfassung Südkoreas (Juli 1948) wies dem Präsidenten weitgehende Machtbefugnisse zu, weit über das hinaus, was noch als „demokratisch“ bezeichnet werden konnte.
Im August 1948 wird Rhee Syng-Man vom südkoreanischen Parlament zum Präsidenten der Republik Südkorea gewählt. Er stützte sich dabei auf ehemalige koreanische Offiziere der japanischen Armee.
Damit waren also in den Besatzungsgebieten getrennte Wahlen durchgeführt worden und es gab nun zwei Regierungen und zwei Staaten. Die Besatzungsmacht war nur für 5 Jahre vorgesehen. Die Besatzungsmächte zogen sich also 1948 (Sowjetunion) bzw. 1949 (USA) aus Korea zurück. Die USA behält aber Stützpunkte.
Ab 1948 kam es zu erbitterten Aufständen in ganz Südkorea. Bei einem Aufstand auf der vorgelagerten Insel Jejudo richteten Polizei und Armee ein Massaker an, bei dem bis zu einem Viertel der Bevölkerung getötet wurde.
Mit diesen Aufständen hatte Nordkorea nichts zu tun. Allerdings tobte an der Demarkationslinie ein ständiger Grenzkrieg. Und der gesamte Südwesten Koreas befand sich in ständigem Aufruhr gegen das verhasste Regime von Rhee Syng-Man. Nur ein Krieg konnte es noch retten.
Nach gefälschten «demokratischen» Vorwahlen von 1948 verlor Rhee Syng-Man am 30.Mai 1950 spektakulär die Wahlen zur Nationalversammlung, und das, obwohl die gesamte Linke (inkl. der Kommunisten) verboten war.
Der Krieg kommt
Am 1. Oktober 1949 wurde die kommunistische Volksrepublik China ausgerufen. Die Volksrepublik wurde durch die UN nicht anerkannt.
Am 25.Juni 1950 ist der Präsident Rhee Syng-Man anwesend, als die Südkoreanische Armee in ganzer Linie den 38.Breitengrad überschreitet. Am folgenden Tag melden große Medien des Westens (London Daily Herald, Guardian, New York Herald Tribune, New York Times) dass die südkoreanischen Truppen erfolgreich in den Norden vorgedrungen sind und die Stadt Heaju erobert hätten.
Am selben Tag reicht die USA einen Resolutionsentwurf beim UN-Sicherheitsrat vor. Nordkorea wird „unprovozierte Aggression“ vorgeworfen. Im Sicherheitsrat der UN wird abgestimmt. Die UdSSR ist nicht dabei. Sie nimmt aus Protest wegen der Nicht-Anerkennung der VR China nicht an der Sitzung teil. Ägypten will das „unprovoziert“ gestrichen haben, Jugoslawien ist gegen die Resolution. Die ständigen Provokationen an der Demarkationslinie waren bekannt. Mit den Stimmen Nicaraguas (Diktator Somoza) und Cubas (Diktator Batista) wird die Resolution durchgesetzt. Damit wird der folgende Krieg gegen Nordkorea durch die UN legitimiert.
Die nordkoreanische Armee drängt die südkoreanische Armee in wenigen Wochen völlig zurück. Seoul wird besetzt. Die südkoreanische Armee löst sich praktisch auf. Viele der von den Nordkoreanern gefangenen südkoreanischen Soldaten kämpften später in den Reihen der Nordkoreaner. Drei Viertel des Territoriums werden von den nordkoreanischen Truppen besetzt. Die Truppen des Südens töten während des Rückzuges in den Gefängnissen und Lagern des eigenen Landes hunderttausende Gefangene. Es sind Kommunisten, Sozialisten oder aber auch nur Gegner des Regimes.
Die USA hatte den Südkoreanern Hilfe geleistet.
Es wird von Nordkorea ein Waffenstillstand angeboten. Gemeinsame Wahlen sollen durchgeführt werden. Das wird abgelehnt.
Die USA hat es inzwischen geschafft, Truppen in den Süden zu bringen. Auch werden einige Landungsoperationen an der Küste durchgeführt. Der fast beendete Krieg flammt erneut auf. Jetzt aber stehen auf der einen Seite Nordkorea und auf der anderen Seite die Vereinten Nationen (UN) unter Führung der USA. Die Resolution 85 des UN-Sicherheitsrates gibt ihnen das Recht dazu.
Die Truppen der UN drängen die Nordkoreaner bis nach Nordkorea zurück. Freiwillige aus der UdSSR und reguläre chinesische Truppen greifen auf Seiten Nordkoreas in den Krieg ein. Es geht den großen Mächten um den Erhalt des Status Quo in Korea. Weder die USA wollten den Brückenkopf Korea verlieren, noch wollte die UdSSR oder China die Streitkräfte der USA bis an ihre Grenzen vorlassen.
Bis Juni 1953 zieht sich der Krieg hin. Mehr als 4 Millionen Zivilisten wurden umgebracht. Eine Million Soldaten starben.
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