Da sitzen sie in Meseberg zusammen. Das ist eine Gegend, in der das Autofahren im Wesentlichen an Freitagen und Sonntagen auf der B96 stattfindet. Die Berliner fahren in das Wochenende und sie kommen aus dem Wochenende. Auch im Sommer ist diese Straße mehr befahren, als in der kühlen Jahreszeit. Ansonsten ist rundherum Nord-Brandenburg. Das ist nicht ganz so wie Grönland. Aber Grönland hat auch keine B96.
Die Kabinettsklausur hat auch ein oder mehrere Strategie-Papier(e). Jedenfalls eines, welches auf dem politischen Grundgedanken aufbaut, Deutschland als Autoland zu erhalten, zu modernisieren und somit für die Zukunft in dieser Welt zu rüsten. Laut Dobrindt (Verkehrsminister) muss sich Deutschland der „größten Mobilitätsrevolution“ stellen.
In Sachsen – Anhalt werden gerade die Güterbahnhöfe abgerüstet. Das kann doch nur bedeuten, dass der Güterverkehr abnimmt. Oder? Werden es weniger LKWs auf der Autobahn? Warum muss denn Deutschland ein „Autoland“ sein? Können wir nicht auch ein „Nahverkehrs-“ oder „Bahnland“ sein?
Was will Dobrindt? Jedenfalls will er nicht die Autos von der Straße bekommen. Er will die Fahrzeuge noch dichter auf den vorhandenen Fahrflächen stapeln und angeblich will er den Autofahrer entlasten. Aber, da kommt er in eine Zwickmühle: Er muss die Verantwortung für das Fahren bei den Autofahrern belassen. Dafür will die Autoindustrie nun doch nicht die Verantwortung übernehmen. Das hat die Autoindustrie deutlich signalisiert. Dann müssten sie ja Autos bauen, die wirklich autonom sind, dann müssten sie die volle Möglichkeiten der digitalen Welt nutzen, dann müssten sie alles wirklich sicher machen. Das kostet viel Geld, denn Entwicklung ist teuer und wohin würde es führen?
Zur Demokratie, zur Freiheit. Denn dann würde es keine Rolle mehr spielen, ob der Mitfahrer von einer Party kommt oder Hauptaktionär ist. Dann würde der Autofahrer, befreit von jeder anderen Last, das bekommen was er heutzutage von seinem Auto erwarten kann: Er wird auf die optimalste aller möglichen Arten von A nach B transportiert.
Und nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Das ist dann wirklich die Befreiung des Autofahrers – vom täglichen Terrorismus der Branche, des nächsten Autofahrers und des Herstellers.
Wünschenswerter wäre nur noch, den Verkehr durch andere Maßnahmen endlich einzuschränken, unnötig zu machen.
Ein zweiter Aspekt:
Es sollen Algorithmen geschaffen für das Verhalten der Roboter-Autos werden. Es sollen Gesetze geschaffen werden.
Der Schriftsteller Isaac Asimov hat vor einigen Jahren in einer seiner Kurzgeschichten schon die Frage nach Roboter-Ethik (Selbstständig lenkende Autos sind nichts anderes als Roboter.) aufgeworfen. Er hat drei Robotergesetze entworfen. Sie lauten:
- Ein Roboter darf einen Menschen nicht verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
- Ein Roboter muss den Befehlen des Menschen gehorchen, es sei denn, diese stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.
- Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dies nicht mit dem ersten oder zweiten Gesetz im Konflikt steht.
Allerdings ist die Sache etwas komplizierter: Was wenn das Roboter-Auto sich entscheiden soll, ob ein Kind oder eine alte Frau überfahren wird? Schon der Mensch tut sich schwer bei solch einer Entscheidung. Aber er ist in seiner Reaktion viel langsamer und handelt instinktiv, so dass man ihm hinterher keine Vorwürfe über die Auswahl machen kann. Der Roboter-Auto, bzw. seinem Hersteller kann jeder Vorwurf gemacht werden: Zu langsame Reaktion des Roboters, Nicht-Vermeidung der Situation, falsche Person wegen falscher Entscheidung totgefahren, und eventuell noch einige mehr.
Die amerikanischen Militärs haben hier schon eine Lösung gefunden. Sie bezeichnen alles, was ihre Flugroboter (Drohnen) noch so angerichtet habe, als Kollateralschaden. Und damit sind sie und der Hersteller von Drohne, Bewaffnung und Steuerungssystem jede Verantwortung los. Beim zivilen automobilen Roboter wird das so nicht funktionieren.
Um die Hersteller zu ermutigen trotzdem selbstfahrende Autos zu entwickeln, favorisiert der Gesetzgeber die Reglung, nach der der Mensch, also der Mitfahrer-Fahrer trotzdem die Verantwortung behält. Das aber wird auch nicht funktionieren. Damit übernimmt der Fahrer die Verantwortung für etwas, dass er nicht verursacht: Die Handlung einer nicht von ihm programmierten Maschine. Und er kann auch gar nicht so schnell sein wie die Maschine. Mal abgesehen von der Tatsache, dass genau das Gegenteil eintritt, von dem was dem Fahrer versprochen wird. Die Versprechung: Zurücklehnen und die Fahrt genießen. Die Realität: gespannt darauf achten, dass der Roboter keine Fehler macht. Stress pur.
Natürlich wird es anders sein. Die Systeme werden entwickelt, sie werden reifen und irgendwann hat sich der Normal-Fahrer daran gewöhnt. Dann vertraut er dem System. Wenn trotzdem etwas passiert: Dazu gibt es doch Versicherungen.
So machen wir es doch im Augenblick auch. Ohne Roboter-Autos.
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