Keine Pfeife. Peer Steinbrück

Wessen Brot ich ess‘, dessen Lied ich pfeif. Na, die Brötchen kauft er sich vielleicht von seinen Abgeordnetenbezügen, aber den Kuchen und den ganzen anderen Kram, den wird er wohl von seinen Vortraghonoraren bestreiten.

 Nun ja, so ein Abgeordneter, der sollte eigentlich im Parlamentssaals sein, wenn wichtige Entscheidungen vorbereitet oder getroffen werden. Wenn es aber woanders besser zu verdienen gibt, dann kann man mal eine Ausnahme machen. Peer machte viele Ausnahmen. Er nahm an vier von elf entscheidungsträchtigen Sitzungen des Bundestages Teil. Bei sieben anderen machte er eine Ausnahme.

Ist sowieso die Frage, wo der Mann die Zeit hernimmt. So ein 300 Seiten starkes Buch, dass braucht schon bei einer schnellen Schreibe ein halbes Jahr. Vollzeit. Er will zwei geschrieben haben. So ein Vortrag, der muss auch vorbereitet werden. Für eine dreiviertel Stunde Redezeit muss man schon, wenn Sinnvolles gesagt werden soll, zwei Tage Vorbereitung einrechnen. Für den Vortrag selber, auch wenn er nur eine Stunde dauert, benötigt man mit Anreise, Abreise usw. auch einen ganzen Tag. An Aufsichtsratssitzungen nimmt er bestimmt nicht teil, verbrauch auch keine Zeit dafür. Dann kann er immer hinterher sagen: Diese Entscheidung habe ich nicht getroffen. Hat er schon als Finanzminister gemacht. Er war zwar zuständig, aber da er nie an den Vorstandssitzungen (HRE) teilgenommen hatte, war er nicht verantwortlich. Dabei war er Finanzminister. Muss man sich merken so etwas. Unkenntnis schützt vor Strafe.

 Der Mann muss die Zeit irgendwo stehlen.

Nehmen wir mal an, er hat die Bücher schreiben lassen, ist ja üblich, selbst bei Doktorarbeiten, und seine Reden läßt er sich auch schreiben, dann braucht er wenigstens noch die Zeit für die Korrektur und er kann auch keinen Double zu den Vorträgen schicken.

 Sicher gehört es nicht zu den Aufgaben des Bundestagsabgeordneten irgendwo im Land über Finanzpolitik zu sprechen. Es sei denn, aber Peer ist nicht mehr Finanzminister. Er ist ein stinknormaler Abgeordneter und er hat eine gute Einnahmequelle entdeckt.

 Mindestens 29 Vorträge(privat) in drei Jahren. Geschätztes herbeigeredetes Nebeneinkommen 1,25 Millionen, zuzüglich Vergütung für eine Aufsichtratsmandat bei ThyssenKrupp. Er hat auch noch Anteile an zwei Büchern im Bestsellerformat. Und er bekommt ja seine Vergütung für seine Tätigkeit der   

 

Das Geld sei ihm gegönnt. Obwohl man natürlich ein wenig neidisch sein darf. Nicht jeder ist mit derartigen Talenten gesegnet.

 

Dieser Mann ist nun Kanzlerkandidat. Von der SPD. Von den Sozialdemokraten. Sozial? Also, „gemeinsam, verbunden, verbündet“? Sich für andere interessieren, das Wohl anderer zu beachten, der Allgemeinheit verpflichtet?

Da ist Peer wohl weit entfernt davon. Die Vorträge jedenfalls hält er vor Experten der Unternehmen, vor Finanzexperten.  Und er versucht ihnen nahezubringen wie ihr Geld zu vermehren sei. Von Vorträgen bei Arbeitssuchenden, Sozialhilfeempfängern und Billigbeschäftigen hört man weniger. Eigentlich gar nicht.  

Demokratisch? Vom Volke ausgehend, dem Willen des Volkes entsprechen? Das jedenfalls achtet er nicht. Er sorgt mit dafür, hat mit dafür gesorgt, (wenn er mal an den Abstimmungen teilnahm) dass Milliarden in die Banken gehen, vom Volke bezahlt und das  Volk will das nicht, da befrage man den Mann/die Frau auf der Straße. Alles zum Wohl des Volkes? Dafür hat Peer gar keine Zeit. Er muss sein Gehalt mit Vorträgen aufbessern.

 Dieser Mann pfeift das Lied seiner Brötchengeber. Und die meisten Brötchen bekommt er nun mal bei Vorträgen in Vorstandsetagen.

 Der Wähler sollte ein Mittel in die Hand bekommen solche Abgeordneten aus der Vorlksvertretung zu entfernen. Dann kann der Peer weiter seine Vorträge halten, aber seinen Platz auf der Abgeordnetenbank kann vielleicht jemand einnehmen, der sich um des Volkes Wohl (sozial) bemüht. Das wäre demokratisch.


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